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Ein kulturell-literarischer Gegenraum

Manifest: Für einen kulturell-literarischen Gegenraum

Hören wir noch? Was stimmt nicht mit vielen Erzeugnissen der Gegenwartsliteratur?

iStock-1195588391 ismagilovWarum werden über die oberflächliche Lösung eines Konflikts hinaus in den erzählten Geschichten nie Fragen gestellt? Hat sich wirklich etwas Erzählenswertes ereignet oder gar zum Besseren gewendet, wenn der ominöse Koffer, dessen Inhalt „streng geheim“ ist, nach aufregenden Verfolgungsjagden endlich in die angeblich richtigen Hände übergeben werden kann? Warum werden die begründeten Einwände der „anderen Seite“ so gut wie nie konsequent durchgedacht? Warum muss die Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz und spätere englische Königin Charlotte von einer aus Afrika stammenden Schauspielerin gespielt werden? Warum muss jedes zweite Pärchen eines Romans homosexuell sein?

Wer Ohren hat, der höre!

Wir leben in einer Zeit gleichgerichteter Massenunterhaltung, die inzwischen auch durch künstliche Intelligenzen gestaltet wird. Die Buch- und Filmproduktionen, die wir konsumieren, sind nicht nur dramaturgisch normiert, sondern werden vielfach schon mit Hilfe der schablonenhaften Muster maschineller Intelligenz erstellt. Und auch auf der moralischen Ebene sind die Erzeugnisse der Kulturindustrie festen Normen unterworfen: Sie müssen den Vorgaben künstlich erzeugter, universeller Zielbegriffe wie „Gleichberechtigung“, „Nachhaltigkeit“ oder „Klimaneutralität“ genügen; solche Ziele bleiben naturgemäß, bis auf eine erste, oberflächlich gefasste und unverbindliche Definition, offen und sind daher Ziele, die implizit die Machtverhältnisse neu ordnen. Kulturell ist Europa somit nicht mehr als eine Kolonie globaler Machtinteressen, mit wenigen eigenen Impulsen. In der Folge unterliegen heute die in Europa erhältlichen kulturindustriellen Erzeugnisse den westlichen Werten und Rationalisierungsprozessen.

Gleichzeitig brennen in Frankreich Bibliotheken, Buchhandlungen und Kulturgüter werden unwiederbringlich zerstört. Für die Völker Europas scheint der Niedergang besiegelt zu sein – als bliebe Europa nichts anderes übrig, als sich resignativ seinem Schicksal zu ergeben. Auf der einen Seite Massenkonsum und Massenunterhaltung, auf der anderen Seite der sich beschleunigende Niedergang.

iStock-1399246824 SharamandDabei steht Europa erst am Anfang eines Transformationsprozesses, in welchem nicht nur, wie in der Phase der zweiten Industrialisierung, körperliche Arbeit zunehmend durch Maschinen ersetzt wird, sondern durch das Fortschreiben der künstlichen Intelligenzen erstmalig Maschinen in der Lage sind, individualisierte Kunst und Literatur für den Massenmarkt zu produzieren, mit welcher nicht nur der Massengeschmack nach Optimierungsprinzipien befriedigt wird, sondern individuelle literarische Bedürfnisse auf Basis bisheriger Konsumentscheidungen und maschineller psychologischer Profile befriedigt werden können.

Hierdurch wird der Mensch auch in seinem „eigentlichen“ Bereich, dem schöpferischen Denken, obsolet und zum reinen Konsumenten degradiert, da Maschinen gerade in der Sparte der nach einfachen Prinzipien geschriebenen Literatur wie Kriminalromane dem Menschen sehr schnell „überlegen“ sein werden.

Auch können immer weniger Menschen mit den starren und mechanischen Produkten der Kulturindustrie etwas anfangen, die uns nicht nur in vorgefertigten Schablonen unterhält, sondern vor allem auch „moralisch“ belehrt. Wir sehen uns in der Kulturindustrie mit Vorgaben konfrontiert, die weitaus tiefer in die künstlerische Freiheit eingreifen als den meisten bewusst.

Hiergegen begehren wir auf! Nicht nur, weil wir das Kulturerbe Europas verteidigen, sondern weil wir an die Möglichkeit einer Renovatio der europäischen Kultur glauben. Hierfür müssen wir aber die verfestigten Strukturen des Buchmarkts durchbrechen. Heute besteht dieser Buchmarkt aus wenigen Monopolisten – das hat die Freiheit der Kunst bis zur Unkenntlichkeit eingeschränkt. Außer Übersetzungen amerikanischer Bestseller kommen kaum noch neue Autoren in nennenswerten Umfang auf den Markt.

Was hat vormals die europäische Kultur positiv ausgezeichnet? Europa ist der Raum vieler Kulturen, Völker und Sprachen. Hier wurde um Macht gerungen, aber auch die Möglichkeiten des kritischen Denkens durchdekliniert. Es entstand in diesem Ringen der Völker ein einzigartiger literarischer Schatz, der als einer der kulturellen Höhepunkte der Menschheitsgeschichte gelten darf, und doch ist Europa dabei, das Bewusstsein dafür, was es einmal war, zu verlieren, indem seine Völker, als wären sie von einer Autoimmunerkrankung befallen, sich selbst verneinen.

Auch das Christentum ist nicht unbeschadet durch die Zeit gekommen, doch es hat viele Spuren hinterlassen und ein Sozialwesen geschaffen, das sich der Schwächeren annimmt und für das Andere Wege sucht.

Wir leben heute in der glücklichen Situation, dass uns alle Informationen offen vorliegen, wir können alle Ideen, alle Beobachtungen, alle Analysen anschauen, vergleichen, unterscheiden, kritisch würdigen.

Wir bei Ruhland haben uns daher vorgenommen, neuer Literatur nach dem Prinzip Prüfung und Auslese wieder den Zugang zum Buchmarkt zu ermöglichen und einen kulturell-literarischen Gegenraum aufzubauen, in dem ein neues Leben des europäischen Geistes, seiner Kultur und Literatur vorbereitet werden kann.

Im Zentrum steht die Frage, was den kulturschaffenden Menschen von der kulturschaffenden künstlichen Intelligenz unterscheidet? Denn im Sinne postmoderner Sprachwissenschaft ist ein Text ein Text, ganz gleich, ob ihn eine Maschine schrieb oder ein Mensch. In beide interpretiert der Mensch etwas hinein, gibt der Mensch der Leerstelle einen Sinn, da er deuten muss, was zeichenhaft in der Welt ist.

Elin Danielson Gambogi: Schwestern(1891)Sind also Texte prinzipiell gleichwertig, ob von einem Mensch oder einer Maschine geschrieben?

Wir sagen: Nein, und verweisen darauf, dass der Mensch in einem größeren Zusammenhang steht, da ihm nicht nur ein geistiger Raum offensteht, der der Maschine verschlossen ist, sondern da er in einer Beziehung zum Geistigen, zu Gott steht, aus der er, selbst wenn er dies leugnet, für die Dauer seines Lebens nicht ausbrechen kann.

Wie bei jedem Anfang, den wenige wagen, hoffen wir, dass weitere Menschen zu uns stoßen, die mit uns die Hoffnung auf eine Befreiung der europäischen Kultur und Literatur teilen und die wie wir Wegbereiter sein möchten, dem seit 2000 Jahren gültigen Verständnis von Welt und Mensch als Entwicklungsweg – entweder zum Himmel oder zur Hölle – die Aussicht auf eine neue Blüte zu eröffnen. Denn mit diesen entscheidenden Fragen vom Jenseits her ist auch eine entscheidende überindividuelle Sicht gegeben, die eine sinnvolle Auseinandersetzung mit einem Thema erst ermöglicht.

Dass es eine Mammutaufgabe ist, die wir hier in Angriff nehmen, ist uns bewusst. Gleichzeitig sind es manchmal nur kleine Schritte, die etwas Neuem das Tor öffnen, wenn die Zeit dafür reif ist. Dass aber ein Epochenwechsel ansteht, liegt in der Luft.

Die Zahl derer wächst, die sich durch diese normierte „Kultur“ bevormundet fühlen und wieder nach echten, authentischen Inhalten suchen. Diesen Menschen gilt unser Bemühen.

Die Zeiten ändern sich, der Wind in Europa hat sich gedreht. Noch sind viele pessimistisch, dass etwas Neues entstehen könnte, doch wir denken, es kann. Die Zeit ist reif für ein neues Leben Europas, eine neue Epoche des künstlerisch-literarischen Aufbruchs. Wir bei Ruhland stehen an der Schwelle eines kulturellen Neuanfangs und wollen mit Ihnen diese Tür öffnen und neuen Raum betreten!

Soli Deo gloria.